Grüne Hügel, von denen herab Pagoden golden in der Sonne glänzen; dichter Dschungel, der von Reis- und Erdnussfeldern abgelöst wird: Das ist die Sagaing-Division im Nordwesten Myanmars. Ausreichend Wasser bekommt die üppige Vegetation durch den Ayeyarwady, der als östliche Grenze dient und seinen größten Zufluss, dem Chindwin. Nicht nur Naturliebhaber und kulturell Interessierte verschlägt es in das religiöse Zentrum Burmas. Denn bekannt ist die Region auch für ihre Minen, die die Silberschmiede Sagaings über seine Grenzen hinaus berühmt gemacht haben. Die bekanntesten Ortschaften sind gut zu erreichen, doch der Weg nach Norden ist beschwerlicher. Wenn Sie Lust auf Abenteuer haben und wissen wollen, wie das noch traditionelle Leben der Naga-Leute aussieht, lohnt sich die Reise aber.
Wer die Sagaing-Region von Nord nach Süd bereisen will, sollte sich den klimatischen Unterschieden entsprechend einkleiden. Im nördlichen Sagaing kann es bedeutend kühler sein als im Süden. Die beste Reisezeit, wie üblich in dieser Region, von November bis Mitte März, wenn die Regentage sich in Grenzen halten. Dann liegen die Tagestemperaturen zwischen 25 und 30 °C, aber vergessen Sie einen Pullover nicht, denn es kann sich bis auf weniger als 10°C abkühlen.
Die Stadt Sagaing, nach der auch er Verwaltungsbereich benannt ist, liegt im Süden dessen. Direkt am Irrawaddy Fluss gelegen, haben Sie von der Stadt aus einen direkten Blick auf den Nachbarn, Mandalay. Vor rund 700 Jahren gehörte Sagaing zu den Shan-Königreichen und war schon damals eine Hauptstadt. Über die Jahrhunderte hinweg siedelten sich in der Stadt und den drei nahe gelegenen Hügeln rund 500 Stupas sowie diverse Tempel an.
Heute praktizieren gut 6000 Nonnen und Mönche an den verschiedenen geistlichen Zentren der Umgebung. Wohin man sieht, an fast jeder Ecke blitzt das Gold einer Stupa oder die bunten Farben der Tempel hervor. Hier können Interessierte selber die Meditation erlernen, aber auch ein einfacher Besuch ist mit einem Fünftageticket möglich. Den besten Blick haben Sie von einem der Sagaing-Hügel, wenn die Sonne in den Fluss taucht und die Stupas um die Wette funkeln.
Wenn sie dem Lauf des Flusses nach Mingun (oder Min Kun) folgen, finden Sie weitere Attraktionen, wie das Mingun Paya, welches die größte Tempelanlage der Welt geworden wäre, hätte König Bodawpaya, Gedankenvater der Konstruktion, nicht 1819, vor Beendigung des Baus, das zeitliche gesegnet. Immerhin finden Sie dort auch die wohl größte, frei hängende Bronzeglocke der Welt.
Monywa ist das kommerzielle Zentrum der Sagaing-Region um den Chindwin. Schon in der Bagan-Zeit gab es hier Siedler. Da die Stadt auf eine lange Geschichte zurückschauen kann, gibt es natürlich auch eine Legende um den Stadtnamen. Vor Monywa hieß der Ort nämlich Thalawadi. Angeblich soll sich ein König in eine Kuchenbäckerin des Dorfes verliebt und sie zu seiner Königin gemacht haben. Daher kommt das "Mon" im Namen, was so viel wie "Kuchen" heißt, Ywa steht für "Dorf". Heute ist Monywa durchaus kein Dorf mehr. Es gibt diverse Universitäten, belebte Outdoor-Märkte und einige Teestuben und Restaurants.
Nur 20 Kilometer entfernt ragt eine moderne Interpretation buddhistischer Tempelarchitektur. Die in den 1930er Jahren begonnene und 1952 fertiggestellte Thanboddhay Pagode ruht, anders als im Rest Burmas, auf einem eckigen Sockel, dessen stufenförmige Terrassen über 800 Stupas tragen und bis hinauf zur großen Chedireichen. Bewacht wird die Anlage von zwei weißen Elefanten.
Ein besonderes Erlebnis ist das jährliche Pagodenfest, das im November die Bewohner der umliegenden Dörfer mit Musik und gutem Essen aus dem ganzen Land lockt.
Ebenfalls in der Nähe von Monywa liegt das Dorf Kyaukka, welches berühmt ist für seine spezielle, traditionelle Keramikkunst.
Nur 10 Kilometer von der Thanboddhay Pagode entfernt finden Sie eine weitere in Myanmar einmalige Stätte. In Bodhi Tahtaung wachsen eintausend Pappelfeigen, auch Bodhibäume genannt. Diese sind im buddhistischen Glauben heilig, da Siddhartha Gautama unter solch einem Baum die Erleuchtung erlangt haben soll. Unter jedem der Bäume wurde eine Buddhafigur platziert und Besucher können im Schatten der mächtigen Kronen einen Wunsch an den Baum aussprechen, heißt es. Einen kurzen Weg die Hügel hinauf finden Sie Po Khaung Taung, wo ein weitaus größerer Buddha im Liegen den Ausblick über das Tal genießt.
Sowohl die Hpo-Win-Daung-Höhle als auch die Tilawkaguru-Höhle sind nicht nur landschaftlich ein Hingucker. Hpo-Win-Daung mutet an wie ein liegender Buddha und ist gefüllt mit dessen Ebenbild.
Tilawkaguru hingegen besticht mit bunten Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert. Trotz einer Feuersbrunst in den 1930ern sind diese archäologischen Zeugnisse noch immer ein Hingucker.
Je weiter nördlich Sie dem Chindwin folgen, desto näher kommen Sie an das Gebiet der Naga. Genau auf der Grenze zwischen Sagaing und dem Land der Naga berührt der 3641 Meter hohe Gipfel des Bergs Saramati die Wolken. Hier ist es auch im Sommer kühl, im Winter gibt es sogar Schnee. Für Wanderer mit guter Kondition ist ein Ausflug durch die reiche Tier- und Pflanzenwelt dieser Umgebung ein Festmahl für die Sinne. Hier können Sie außerdem Touren buchen, bei denen Sie das Leben der Naga näher kennenlernen können. Die verschiedenen Gruppen wohnen traditionell auf hohen Gipfeln, um sich vor Angriffen zu schützen. Am 15. Januar begehen Sie Neujahr. Alljährlich werden der Ort und die Organisation gewechselt. Mit etwas Planung ist das ein guter Zeitpunkt, um mehr über die verschiedenen Traditionen der Naga zu lernen und natürlich den Feierlichkeiten beizuwohnen.
In die Hauptstadt Sagaings gelangen sie am besten durch eine Verbindung über Mandalay, welches mit dem Bus (Linie 8) nur rund 45 Minuten entfernt liegt.
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