Das Irrawaddy Delta ist eine der wenigen Verwaltungszonen in Myanmar, die nicht an einen Nachbarstaat grenzt. Dazu muss man wissen, dass die
Distrikte in diesem Land nicht nach Provinzen oder Ähnlichem aufgeteilt werden, sondern in sogenannten States und Divisionen – was zugegeben etwas militärisch klingt. Die States sind die
Verwaltungsdistrikte, in denen die Minderheiten der ethnischen Gruppierungen des Landes leben, die Divisionen wiederum werden von der mit Abstand größten ethischen Gruppierung, den Bamar,
besiedelt.
Die Verwaltungszone mit dem Namen Irrawaddy gehört zu den Divisionen und liegt fast als eine Halbinsel am beziehungsweise im Golf von Bengalen. Wenn man aber das Irrawaddy Delta als geographische
Region betrachten will, gehört die ebenfalls als Division zu bezeichnende Verwaltungszone rund um die ehemalige Hauptstadt Rangun – heute Yangon genannte - östlich des Irrawaddy Deltas auch dazu.
Da wir an dieser Stelle Individualreisenden Tipps und Informationen geben wollen, muss diese Verwaltungszone um Yangon durchaus mit einbezogen werden (einen ausführlichen Artikel zu Yangon finden
Sie weiter oben), da diese Gegend die am besten entwickelte des Landes ist, was Infrastruktur und Unterkünfte angeht. Das Irrawaddy Delta gehört also durchaus zu ihrem Einzugsgebiet, wenn Sie auf
ihrer Myanmar Reise in Yangon Halt machen.
Der Irrawaddy ist der größte und damit natürlich auch wichtigste Fluss des Landes. Er hat mehrere Quellflüsse und ein Blick auf eine geophysische Karte von Myanmar reicht schon, um zu sehen, dass wir hier nicht von einem stromlinienmäßigen Gewässer reden, sondern von einem System aus Flussläufen und damit zusammenhängenden Landschaften. Die einzelnen großen und kleinen Flüsse kommen über den einen oder anderen Umweg aus Norden – aus Tibet, manche fließen teilweise durch China, manche haben ihren Ursprung in Myanmar selbst, in den bergigen Grenzregionen dieses Teiles der Erde, in dem auch der höchste Berg Südostasiens (außer Indien) mit seinen 5881 Metern liegt.
Dieses Gewässersystem fließt dann eben im Irrawaddy Delta zusammen und man darf es sich ruhig so vorstellen, wie einzelne Wasseradern, die an umliegenden Wänden herunterlaufen und sich zur tiefsten Stelle hin ergießen – dem Delta eben.
Hier in Myanmar fließen diese Flüsse alle in dieser Region dann in den Golf von Bengalen. Eine weite Ebene ohne großartige Erhebungen – außer im äußersten Westen - voll von großen Flussarmen, die vor allem in der Regenzeit so breit werden können, wie das Auge reicht, und kleineren Kanälen durchziehen diese 40.000 Quadratkilometer große Weite, die fast nur aus Wasser und Reisfeldern zu bestehen scheint. Es als Naturspektakel bezeichnen zu wollen, trifft es nicht ganz – es ist mehr eine einzigartige, geographische Impression, die an ein Traumgemälde erinnert. Es ist an dieser Stelle fast unnötig zu sagen, dass eine Flussfahrt zu den beeindruckendsten Erlebnissen gehört, welche Sie in Myanmar, wenn nicht in Südostasien, machen können.
Da an der unmittelbaren Küste des Irrawaddy Deltas Süßwasser in ein Meer voller Salzwasser fließt, finden sich hier nicht nur die für Südostasien üblichen Traumstrände und Fischerdörfer, sondern vor allem auf die Freunde des Tauchens und Schnorchelns wartet hier ein wahres El Dorado. Die Region ist – trotz der traumhaften Strände - tauchtouristisch noch nicht wirklich erschlossen, aber eben wegen der Wasserbedingungen könnte es nur um so reizvoller sein, hier einmal die Flossen überzustreifen. In Myanmar auf eigene Faust bisher vom Tourismus noch weniger frequentierte Gegenden zu erschließen, ist auf jeden Fall ein Abenteuer – aber ehrlich gesagt nur etwas für Reisende, die es auch hinnehmen können, keine Menu-Karte mit einer breiten Auswahl an Köstlichkeiten Abend für Abend im Liegestuhl samt Cocktail runter zu beten. Nein, selbst diese wunderbaren Strände hier sind noch touristisches Neuland – aber für Individualreisende deshalb umso interessanter. Dieser Teil von Myanmar – das sich ausufernde Delta und diese fast unberührten Strände - haben etwas Traumhaftes im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist nicht eine Postkarten- und Hochglanzidylle, welche Sie hier erwartet, sondern ein Stück Südostasien, wie man es in Thailand vielleicht noch vor 30 Jahren vorgefunden hat. Es ist eine touristische Aufgabe hier zu reisen, wird aber niemals langweilig oder gar unmöglich oder halsbrecherisch – schließlich sind Myanmar und seine Bewohner einzigartig in ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit und ihre Herzlichkeit ist legendär.
Auch wenn gerade in dieser Region die Reise das Ziel ist - denn Sie werden eine auf der Welt einzigartige Landschaft vorfinden, welche recht dünn besiedelt ist und hauptsächlich aus Reisfeldern und Flussläufen im Zentrum, aus Mangrovenwäldern und Traumstränden an der Küste und einem eindrucksvollen Gebirge – dem Arakan – im Westen besteht - gibt es doch einige Destinationen, die Sie auf ihrer Liste für eine Myanmar-Rundreise stehen haben sollten.
Am besten können Sie das Irrawaddy Delta von der pittoresken Kleinstadt Bogale an der Südspitze dieser Division aus erkunden. Da außerhalb der Städte in dieser Region die Straßen generell in einem schlechten Zustand sind, bietet es sich an, dass Sie Bootstouren unternehmen, was ja auch viel schöner und ansehnlicher ist. Von Bogale oder von Yangon aus gelangen Sieteils über Straßen, teils per Boot bis an die Westküste an die schönen Strände von Chaungtha. Wie gesagt – das Irrawaddy Delta ist touristisches Neuland und der Weg ist das Ziel.
Unterkünfte werden Sie ebenfalls fast ausschließlich in diesen beiden Städtchen finden – oder eben in Yangon. Dafür bieten diese dann aber auch einen annehmbaren bis guten Standard, wenn sie auch nicht – bis auf Yangon - erstklassig sein dürften.
Die beste Reisezeit sind die Monate von Mitte Dezember bis Ende Februar. Danach wird es gerade in der Ebene doch empfindlich heiß und schwül. Die Monsunzeit von ca. September bis Anfang Dezember ist keinesfalls zu empfehlen. Selbst die Reisbauern und die Fischer an der Küste müssen dann ihre Arbeit ruhen lassen und bleiben lieber zu Hause, da das Irrawaddy Delta einem gigantischen Becken gleicht, welches dann voll läuft. Auch das Arakan Gebirge im Westen zu besuchen, macht während des Monsuns einfach keine Freude mehr.